Änderung ab 01. Oktober 2025:
Gründung einer Privat- und Selbstzahlerpraxis
Liebe Patienten:innen,
wie die Mehrheit von Ihnen bereits weiß, wird es in meiner Praxis ab 01. Oktober 2025 zu Änderungen kommen. Ich gebe meine Zulassung des Kassensitzes der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen zurück. Wie schon in der Praxis angekündigt, können wir von diesem Zeitpunkt an keine gesetzlichen Krankenversichertenkarten einlesen und damit auch keine „roten Rezepte“ oder Verordnungen für gesetzlich versicherte Patienten ausstellen.
Wir sind nach wie vor in den bekannten Praxisräumen in der Rheinstraße 31 zu finden und sind auch weiterhin für Ihre medizinischen Fragen für Sie da. Für Patienten:innen, die eine private Krankenversicherung abgeschlossen haben, ändert sich nichts. Patienten:innen, die eine gesetzliche Krankenversicherung abgeschlossen haben, dürfen sich ebenfalls weiter von mir und meinem Team behandeln lassen. Im Vorfeld wird ein Behandlungsvertrag abgeschlossen, und nach der Behandlung erhalten Sie eine Rechnung über meine ärztlich erbrachte Leistung, die Sie vor Ort mit EC-Karte oder in bar bezahlen können.
Warum dieser Schritt zur Privat- und Selbstzahlerpraxis?
Die Beweggründe sind vielzählig:
- Budgetierung
Ein Ende der Budgetierung für Fachärzte ist nicht in Sicht. Ich bin nicht mehr bereit, 1/4 meiner erbrachten Leistungen von der Kassenärztlichen Vereinigung nicht vergütet zu bekommen.
- MFA Fachkräftemangel (Medizinische Fachangestellte)
- Bürokratie
Es ist unfassbar, was sich alleine seit meiner Übernahme der Praxis geändert hat! Ein kleines Beispiel: früher kam ein Patient:in mit oder ohne Überweisung in die Praxis und wurde behandelt. Heute kommt ein Patient:in mit einer Überweisung vom Haus- oder Facharzt. Es muss genauestens darauf geachtet werden, ob es eine HAV-, TSS-, „normale“- oder postoperative Überweisung ist, von welchem Arzt mit welcher Betriebsstättennummer und an welchem Tag diese Überweisung ausgestellt wurde. Dies muss dann mit mehreren Klicks im Praxisverwaltungssystem gespeichert werden. Wenn hierbei ein Fehler passiert, wird der Schein nicht gewertet und nicht ausgezahlt.
Diese vielen „Kleinigkeiten“ läppern sich in allen Bereichen enorm, und es fehlt am Ende die eigentliche Arzt-Patienten Zeit.
- Die elektronische Patientenakte (ePA)
Bald wird die ePA flächendeckend eingeführt. Was auf den ersten Blick praktisch, einfach und fortschrittlich ausschaut, ist aus meiner persönlichen Sicht ein Desaster. Wie der Chaos Computer Club bereits vor Beginn der Einführung erklärte, sind bei der ePA erhebliche Lücken, was die Sicherheit angeht. Das Hacker sehr leicht an Ihre Gesundheitsdaten kommen können wird verschwiegen. Ob Sie als Patient:in die ePA nutzen, ist Ihnen glücklicherweise freigestellt und Ich kann nur jedem empfehlen, sich diesbezüglich zu informieren! Für mich ist klar, ich werde in der Praxis keine ePA nutzen - auch wenn die Nutzung schon vor Oktober 2025 flächendeckend stattfinden sollte. Aber mit dieser Entscheidung muss ich teure Konsequenzen tragen. 2% meines ohnehin schon nicht ganz ausgezahlten Verdienstes durch die Einnahmen der kassenärztlichen Vereinigung werden mir abgezogen! Auf ärztliche Bedenken über die Sicherheit der ePA wird geantwortet: „Ein unberechtigter Zugriff auf Gesundheitsdaten ist eine Straftat!“
- Zeit
Es ist im System der gesetzlichen Krankenversicherungen nicht möglich, sich ausreichend Zeit für seine Patienten zu nehmen. Ich möchte nicht mehr 80-100 Patienten täglich behandeln bzw. durchschleusen, ohne auf individuelle Bedürfnisse eingehen zu können.
Warum gebe ich meine Praxis nicht einfach einer:m anderen:r Haut-Arzt/Ärztin und gehe zurück in die Klinik?
Es gibt niemanden in der heutigen Zeit, der einen KV-Sitz kauft. Viele Kollegen:innen verschenken Ihre Sitze, um nicht noch die Entrümpelung der einst sehr teuren medizinischen Geräte zu zahlen.
Nachfolger:innen gibt es nicht, und der Bankkredit muss noch viele Jahre abbezahlt werden. Also bleibe ich mit o.g. Veränderung, die es mir ermöglicht, so zu arbeiten, dass ich auch noch die nächsten 20-30 Jahre vor Ort bleiben kann. Außerdem liebe ich meine Arbeit (mit Ausnahme der Bürokratie) sehr.
Zukunftspläne
Ab Oktober 2025 können Sie weiter wie gewohnt über doctolib Termine buchen. Wir haben eine neue Zeiteinteilung der Termine mit weniger Wartezeiten in der Praxis. Termine können nach wie vor auch telefonisch vereinbart werden, aber mit voraussichtlich besserer telefonischer Erreichbarkeit. Ab Oktober werde ich erwartungsgemäß mehr Zeit für Sie haben.
Ich freue mich weiterhin auf Ihren Besuch und wünsche meinen Patienten, die aus diversen Gründen die Praxis wechseln, alles Gute.
An dieser Stelle habe ich noch eine Bitte:
Bitte gehen sie respektvoll mit meiner Entscheidung um! Ich bitte Sie insbesondere, Ihre Wut nicht an meinen medizinischen Fachangestellten auszulassen! Sie machen alle täglich einen fantastischen Job und sind immer freundlich. Wenn Sie sauer über diese Situation sind, wenden Sie sich doch z.B. an folgende Adressen:
Vielen Dank fürs zu Ende lesen,
Ihr Dr. Kai-Uwe Hammer